Via Verde Mallorca

Mallorca eignet sich sehr gut zum Wandern. Die Insel hat nicht nur traumhafte Strände, sondern auch beeindruckende Gebirgszüge wie das Tramuntana Gebirge, malerische Dörfer und reizvolle Naturgebiete wie den Parc Natural de Mondragó. Das mediterrane Klima Mallorcas macht das Wandern ganzjährig möglich. Die Winter sind mild, und selbst in den Sommermonaten kann man in höheren Regionen angenehme Temperaturen finden.

Inhaltsverzeichnis

Die Via Verde Mallorca im Überblick

Die Via Verde Mallorca – der Grüne Weg – ist ein Geheimtipp für Wanderer auf der beliebten Baleareninsel Mallorca. Dieser 29 km lange Wanderweg führt von Manacor über Sant Llorenc, Son Carrio und Son Servera nach Arta.

Diese Tour kann man als Eintagestour laufen, in Summe sind dann rund 33 Kilometer Distanz zu absolvieren, denn zu den eigentlichen 29 Kilometern der Strecke kommen noch die Abstecher zu den Sehenswürdigkeiten hinzu. Die meisten Kilometer addiert man, wenn man noch auf den Gipfel des Na Penyal möchte, was ein ganz klarer Tipp ist, denn die Route ist wirklich besonders.

Möchte man die Route auf zwei Tage verteilen, kann man zum Beispiel in Son Carrio übernachten. Weil man wegen der Übernachtung typischerweise dann etwas mehr Gepäck mit sich führt, sollte man auf eine etwas größere Variante als Rucksack wie den Deuter Aircontact Lite 40+10 ausweichen.

Das Besondere an dieser Route ist nicht nur der Verlauf in der schönen Region Llevant, der einer ehemaligen Bahnlinie folgt, die 1977 stillgelegt wurde, und die dieser Wanderroute ihren einzigartigen Charme verleiht, sondern es sind auch die schönen Ortschaften und Sehenswürdigkeiten auf der Strecke, wie die frühchristliche Basilika San Pereto, der Berg Puig De Na Penyal und die Talaiotische Siedlung Ses Paisses kurz vor Arta.

Die Bahntrasse verfiel im Laufe der Jahre und man entschied sich, diese aufgrund der schönen, wechselnden Landschaften und Sehenswürdigkeiten zu einem Wanderweg umzugestalten. Dazu wurden die Schienen entfernt, der Weg feinkieselig geschottert, mehr als 5.000 Kiefern, Steineichen, Maulbeerbäume und Tarmainde sowie über 15.000 Sträucher gepflanzt. Darüber hinaus entstanden sieben Raststätten auf der Route und es wurden viele Hinweistafeln aufgestellt, die Wissenswertes über die Fauna und Flora beinhalten. Im Jahr 2014 wurde die Via Verde eröffnet.

Der Grüne Weg wird nicht nur Via Verde genannt, sondern auch oftmals in der Katalanischen Sprache Via Verd und Via Verda. Die Route kann man in beide Richtungen laufen. In diesem Fall ist der Ausgangspunkt die Gemeinde Arta.

Die Ausschilderung der Via Verde Mallorca

An vielen Stellen der Route finden sich Hinweistafeln und erklären neben Besonderheiten der Fauna und Flora auch die Sehenswürdigkeiten der Route. Das sind acht an der Zahl, die immer einen kleinen Abstecher von der Route zu finden sind. Wie weit man sich von der Route entfernen muss, wird auch angegeben:

  1. Arta Zentrum (300 m)
  2. Talaiotische Siedling Ses Paisses (500 m)
  3. Zentrum Son Servera (300 m)
  4. Berg Puig de Na Penyal (300 m)
  5. Zentrum Son Carrio (400 m)
  6. Zentrum Sant Lorenc des Cardassar (500 m)
  7. Frühchristliche Basilika Son Pereto (200 m)
  8. Manacor Zentrum (1.200 m)

Auch wenn viele Bäume gepflanzt wurden, läuft man viel in der Sonne. Insofern bietet es sich an, einen guten Sonnenhut mit UV Schutz zu tragen und eine wirklich gute Sonnencreme zu nutzen.

Aber es sind nicht nur Wanderer auf dieser schönen Route zu finden. Auch unter Radfahrern und Joggern ist die Route sehr beliebt. Außerdem trifft man gelegentlich auf Reiter und Kutschen. Es ist einfach sehr abwechselungsreich.

Arta bis Son Servera

Arta liegt im Nordosten der Insel Mallorca und ist der Verwaltungssitz der Gemeinde in der Region Llevant und hat knapp 8.000 Einwohner. Eines der Wahrzeichen der Stadt ist die Wallfahrtskirche Sant Salvador (Santuari de Sant Salvador), die oberhalb der Stadt auf dem Massiv d’Arta thront. Die Wallfahrtskirche ist von dicken Festungsmauern umringt und steht inmitten der Burganlage S’Almundaina d’Arta, von der man einen sehr schönen Blick auf die Umgebung und Arta selber hat.

Das Ortszentrum ist geprägt von einer sehr netten kleinen Fußgängerzone und vielen kleinen, sehr engen und steilen Gassen, die dem Ort seinen besonderen Flair einer mittelalterlischen Ortschaft verleihen.

Im Ortskern an der Ma-15 steht das ehemalige Bahnhofsgebäude von Arta, das heute als Touristeninformation und für Ausstellungen genutzt wird. Dieses war damals der Endbahnhof der Bahnstrecke Manacor-Arta.

Von der Ma-15 aus gesehen verlief hinter dem Bahnhof die Bahntrasse und genau dort ist der Startpunkt der Via Verde. Dieser ist kaum zu übersehen, denn dort steht mitten auf der ehemaligen Bahntrasse eine große Hinweistafel.

Dem Weg folgt man rund 200 Meter, bis man eine Straße überqueren muss, um der Route weiter zu folgen. Genau das macht man aber erstmal besser nicht. Statt dessen biegt man rechts ab in die Straße Cami de Sa Corbala und folgt dem Hinweisschild „Ses Paisses“.

Diese Straße geht man bis an ihr Ende und erreicht nach knapp 500 Metern  eine bedeutende Ausgrabungsstätte aus der eisenzeitlichen Talaiot-Kultur, die Ses Paisses, auch Poblat Talaitic de Ses Paisses genannt.

Genau kann man das Alter nicht beziffern, aber man vermutet, dass diese archäologische Ausgrabungsstätte bis 100 vor Christus bewohnt war. Der Eintritt kostet 2 Euro und dafür kann man sich eines der besterhaltensten Zeugnisse der Megalithkultur auf den Balearischen Inseln anschauen.

Die 500 m Stichweg wandert man wieder zurück und folgt dem hölzernen Hinweisschild aus Arta hinaus auf der Via Verde.

Wie man es von einer Bahnstrecke erwartet, führt die Route geradeaus und jede Kurve ist langgezogen. Auch gibt es keine knackigen An- und Abstiege, sondern langgezogene Anhöhen, die man rauf- und runterwandert.

Auf dem feinkieseligen Boden läßt es sich sehr leicht gehen. Aufgrund der vielen neu gepflanzten Bäume erhält der Weg die Anmutung einer schönen Allee. Und vorbei wandert man an wunderschönen Landschaften, Gärten und Feldern.

Landschaftlich ist die Wanderung sehr schön und man findet links und rechts der Wegstrecke immer etwas Interessantes zu sehen, wie alte schöne Bauten.

Vieles erscheint sehr ursprünglich und typisch mallorquinisch und rustikal.

Und natürlich gibt es auf einer ehemaligen Bahnstrecke wie dieser auch Tunnel, mit dem Unterschied, dass auf der Via Verde die Schienen fehlen. Und es fühlt sich sehr besonders an, wenn man auf einen Tunnel zuwandert und die Strecke links und rechts von Felsen eingeschlossen ist.

Wenn man dann durch den dunklen Tunnel geht, ist das auch etwas Einzigartiges und der Blick aus dem Tiefdunkeln wieder raus auf die Via Verde ist klasse und man muss unweigerlich Fotos machen, um den Moment festzuhalten.

Die Route führt weiter bis zur nächsten großen Ortschaft: Son Servera.

Son Servera bis zum Puig de Na Penyal

Son Servera ist eine Gemeinde in der Region Llevant, hat rund 12.000 Einwohner und liegt zu Füßen des Berges Puig de sa Font.

Zu der Gemeinde selber gehören mehrere Ortschaften wie Cala Bona, Cala Millor, Costa des Pins, Port Nue, Port Verd, Port Vell und Son Servera selber.

Die Route führt natürlich zu einem alten Bahnhof mit sehr gut erhaltenen Gebäuden und Bahnsteigen. Es fehlen eigentlich nur die Schienen und dann könnte dieser Bahnhof sofort wieder zum Leben erweckt werden. Als Wanderer oder Radfahrer dort einzulaufen ist etwas Besonderes.

Es lohnt sich, einen Abstecher von der Via Verde in den Ortskern zu machen. Dort findet man nicht nur sehr schöne alte, verwinkelte Gassen sondern auch die Kirche Sant Joan Bautista, dessen Wehrturm aus dem 16. Jahrhundert stammt.

Auch besonders ist die Esglesia Nova im neogotischen Stil – deutsch Neue Kirche –, die noch nicht fertiggestellt ist, obwohl mit dem Bau 1905 begonnen wurde, und die das Wahrzeichen von Son Servera ist. Die Außenmauern stehen weitestgehend, aber am auffälligsten ist das fehlende Dach. Man findet die Esglesia Nova mitten im Ortszentrum und der Abstecher lohnt sich.

Zurück wieder auf der Via Verde erreicht man kurze Zeit hinter Son Servera einen der vielen Rastplätze, die sehr schön angelegt sind. Hier bietet es sich an, Pause zu machen. Insbesondere wenn man sich selber auf der Route verpflegt und nicht die Gelegenheiten in den Ortschaften für Essen und Trinken in einem der zahlreichen Restaurants nutzt.

Nachdem man Son Servera passiert hat, sieht man das nächste Highlight der Tour: Den Puig de Na Penyal. Diesen Berg sollte man auf jeden Fall besteigen, den er ist etwas Besonderes.

Highlight – Aufstieg zum Puig de Na Penyal

Im Vergleich zu vielen anderen Gipfeln ist die Besteigung des Puig de Na Penyal nominell keine Rede wert, denn was sind schon 200 m an Höhenunterschied. Aber der Berg ist nicht nur wegen seines fulminanten Ausblicks vom Gipfel und der Höhle unterhalb des Gipfels und seiner Bunker ein absoluter Geheimtipp.

Hinter dem Ort führt rechts von der Via Verde ein kleiner Trampelpfad Richtung Berg, kurz vor Estacio de Na Penyal. Der steinige Trampelpfad verläuft zwischen Gräsern, dicken  Steinen und Sträuchern stetig bergauf.

Wer aufmerksam ist, findet am Berg nicht nur einen sehenswerten Bunker, sondern gleich mehrere, die zum Schutz, als auch zur Abwehr und Beobachtung angelegt wurden. Man kann diese sogar betreten, allerdings sollte man eine Taschenlampe mit dabei haben.

Je weiter man nach oben steigt, umso steiler wird der Pfad und man sieht unterhalb des Gipfels eine Höhle. Um diese zu erreichen muss man den direkten Pfad zum Gipfel verlassen und etwas parallel laufen. Sowohl die Höhe als auch der Weg sind hier das Ziel, denn man läuft durch einen Kaktuswald. Direkt hinter dem Kaktuswald liegt die Höhle, die aufgrund ihrer Größe und ovalen Form eindrucksvoll ist.

Im Sommer bietet die Höhle Schatten und von innen hat man einen beeindruckenden Blick hinunter in die Ebene.

Den kurzen Abstecher geht man wieder zurück und steigt die letzten Höhenmeter fünf bis zehn Minuten hinauf bis zum Gipfel.

Auf den sehr kleinen Plateau finden nicht viele Menschen Platz, aber der Puig de Na Penyal ist zum Glück nicht so überlaufen wie manch anderer bekannterer Berg auf Mallorca. Die Sicht auf die Bucht ist fabelhaft. 

Puig de Na Penyal bis Son Carrio

Man geht dieselbe Route zurück zur Via Verde und folgt dieser Richtung Son Carrio. Nach etwas 4,5 Kilometern erreicht man die kleine Ortschaft, die zum Gemeindegebiet von Sant Llorenc des Cardassar gehört und rund 1.100 Einwohner hat.

Natürlich hat auch dieser Ort einen alten Bahnhof, der gut restauriert ist. Auch in diesem Ort lohnt es sich, einen kurzen Abstecher ins Ortszentrum zu machen. Dort findet man die sehenswerte Kirche Sant Miquel und das ehemalige Franziskanerkloster.

Son Carrio bis Sant Llorenc des Cardassar

Von Son Carrio führt die Via Verde nach Sant Llorenc des Cardassar. Die Strecke zwischen den beiden Ortschaften beläuft sich auf 3,5 Kilometer, die wie im Flug vergehen, denn man wandert durch eine von Landwirtschaft geprägte Landschaft mit vielen Gärten voll Feigen, Zitrus und Olivenbäumen. 

Sant Llorenc mit seinen 3.000 Einwohnern ist kein gewöhnlicher Ort, denn dieser besteht seit dem 16. Jahrhundert und besticht mit seiner mallorquinischen Architektur.

Sant Llorenc des Cardassar bis zur frühchristlichen Basilika Son Pereto

Nach Sant Llorenc führt die Via Verde zum Ziel der ehemaligen Bahnstrecke: nach Manacor. Auf dem Weg dorthin, nach drei Kilometern erreicht man die Frühchristliche Basilika Son Pereto (katalanisch Basílica de Son Peretó), das nächste Highlight der Tour. Diese ehemalige Kirche aus spätantik-frühmittelalterlicher Zeit Sant Llorenç des Cardassar und Manacor liegt einen Abstecher von rund 200 m neben der Via Verde und ist ein absolutes Muss.

Wer jetzt ein imposantes Gebäude erwartet, wird unter Umständen kurz enttäuscht, denn die Basilika wurde vermutlich im siebten oder achten Jahrhundert durch einen Brand zerstört. Ihre Geschichte geht aber viel weiter zurück und der Gang durch die Ausgrabungen gibt einen interessanten Einblick in diese Zeit.

Auf dem Ausgrabungsgelände, das man ohne Eintritt betreten darf, findet man unter anderem Gradstätten und Reste eines Baptisterium – eine christliche Taufkapelle – mit Taufbecken.

Es hat seinen Grund, dass die Ausgrabungsstätte 1931 zum Historisch-archäologischen Monument erklärt wurde. Viele Hinweistafeln geben Erklärungen zu den einzelnen Ausgrabungsstellen. Wer mehr sehen und erfahren möchte, kann sich Fundstücke und Mosaiken im Historischen Museum von Manacor anschauen, die dort zu einer Sammlung zusammengestellt wurden.

Basilika Son Pereto bis Manacor

Die letzten drei Kilometer vergehen wie im Fluge auf der Via Verde und man erreicht Manacor und kommt ans Ziel dieser Tour beziehungsweise der stillgelegten Bahnstrecke. Das Ende markiert ein großes Hinweisschild und ein Holzpfahl mit der Kilometermarkierung Null, da die Markierungen in Manacor starten und in Arta enden.

Die Stadt Manacor hat 44.000 Einwohner, ist das wirtschaftliche Zentrum von Mallorcas Osten und die zweitgrößte Stadt der Insel hinter Palma. Einen Blick auf das Stadtwappen sollte man werfen, denn es symbolisiert eine Hand, die ein Herz umgreift. Und genau daher kommt der Name der Stadt: Man a Cor (Mano en la Corazon) = Hand aufs Herz.

Manacor hat einiges zu bieten. Dazu zählt neben der sehr schönen Innenstadt im altmallorquinischen Stil die Kirche Nuestra Senyora dels Dolors in der Altstadt mit dem 80 Meter hohen Glockenturm. Dieser ist vermutlich das höchste Bauwerk der Insel.

Die Via Verde Mallorca – den Grünen Weg – zu wandern macht viel Freude und wer ihn gegangen ist, weiß warum. Die 29 km Kilometer von Manacor über Sant Llorenc, Son Carrio und Son Servera nach Arta oder in die andere Richtung, mit entlang der ehemaligen Bahnlinie mit all den vielen schönen Ortschaften und Sehenswürdigkeiten auf der Strecke, wie die frühchristliche Basilika San Pereto, der Berg Puig De Na Penyal und die Talaiotische Siedlung Ses Paisses kurz vor Arta sind ein Geheimtipp.

Wer Freude an solchen Tagestouren auf Mallorca hat, sollte auch über die Tour von Port d Andratx nach Sant Elm, über die Tour Ermita de la Victoria zum Strand Coll Baix sowie die Tour Cala Rajada Torre de Son Jaumell und die Route Torrent de Pareis zum Strand Sa Calobra nachdenken. Alle Infos dazu findet man hier.

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